Die Corona-Krise ist nach einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) eine enorme Herausforderung für Eltern und Kinder. Der Einbruch der gewohnten Betreuungs- und Kommunikationsstrukturen sei für Familien eine schwer zu meisternde Belastungsprobe, hieß es in der Untersuchung, bei der vergangene Woche mehr als 8.000 Eltern von Kindern zwischen drei und 15 Jahren befragt wurden. Gut jede fünfte Familie berichtet demnach von mehr Streit, viele Eltern und Kinder beklagen abgebrochene Kontakte zu Lehrkräften.

Im veränderten Alltag hätten viele Kinder die Herausforderungen scheinbar zwar eher gut oder sehr gut bewältigt, heißt es in der Studie. Doch berichtet ein Drittel der befragten Eltern, dass ihr Kind Schwierigkeiten hat, mit der Situation zurechtzukommen. Auffällig ist, dass Eltern, die sich ohnehin belastet fühlen, die Krise auch eher als Problem für ihre Kinder wahrnehmen. "Familien mit einer angespannten finanziellen Situation schätzen die Belastung ihrer Kinder deutlich höher ein als diejenigen, die ihre finanzielle Lage positiver beurteilen", so das DJI.

Zoff bleibt in dem durch die Krise erzwungenen Rückzug nicht aus. In jeder fünften befragten Familie (22 Prozent) herrsche neuerdings häufig oder sehr häufig ein konflikthaftes Klima, heißt es. Gleichzeitig gelinge mehr als drei Viertel der Familien das ständige Zusammensein überwiegend gut.

Studienleiterin Andrea Langmeyer gibt allerdings zu bedenken, dass sich an der Erhebung überdurchschnittlich viele Familien mit formal hohem Bildungsgrad und ohne finanzielle Sorgen beteiligt hätten. "Das lässt vermuten, wie schwierig die Situation für Familien in belasteten Lebenslagen ist."

Kinder fühlen sich einsam

Die vielfältigen Kontaktbeschränkungen haben sich auch auf die Kinder ausgewirkt. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der befragten Eltern stimmte der Aussage eher oder ganz zu, dass sich ihr Kind zurzeit einsam fühle. Es fehlten die Freunde, der Sport oder das Schulumfeld.

Fach- und Lehrkräfte aus Kitas und Schulen tragen der Befragung zufolge nur wenig zur Linderung dieser Einsamkeit bei. Die Studie ergab, dass der Kontakt zu den Kindern mit den Kita- und Schulschließungen in vielen Fällen komplett abbrach. Dies betreffe vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder. Mit zunehmendem Alter werde der Kontakt zu den Lehrkräften offenbar stärker über E-Mails, Video-Chats und Textnachrichten aufrechterhalten. Doch auch dieser Austausch bleibe in den meisten Fällen nur sporadisch.

Entgegen der Empfehlung von Virologen bezogen viele Familien die Großeltern weiter in die Betreuung der Kinder ein. So seien etwa 18 Prozent der Kita-Kinder, 13 Prozent der Grundschulkinder und sieben Prozent der Kinder der Sekundarstufe I von ihren Großeltern betreut worden.